Stöbern und Selbermachen in der Frühförderstelle der Lebenshilfe Untertaunus

Was haben Senftubenhalter, Lockenwickler und Murmeln gemeinsam?
Was macht eine Klopapierrolle und Wäscheklammern so wertvoll?

Antworten auf diese Fragen erhielten über zwanzig Erzieherinnen und Eltern Anfang Juli beim bereits zweiten „Workshop zu Materialien aus dem TEAACH-Ansatz“ der Frühförderstelle in Taunusstein.

TEACCH, auf deutsch „Therapie und pädagogisches Förderkonzept für autistische und in ähnlicher Weise beeinträchtigter Kinder“, wird in der Frühförderstelle seit einigen Jahren nicht nur bei autistischen Kindern eingesetzt, sondern inzwischen bei sehr vielen Kindern mit unterschiedlichsten Entwicklungsauffälligkeiten und Beeinträchtigungen genutzt. Denn viele Kinder mit „Entwicklungsbesonderheiten“ haben Schwierigkeiten, die Eindrücke aus ihrer Umwelt einzuordnen und Situationen im Alltag zu verstehen. Die Umwelt erscheint für sie chaotisch und macht ihnen manchmal sogar Angst. Deshalb fällt es ihnen oft schwer, Zusammenhänge zu erfassen, logische Verknüpfungen zu verankern, Handlungen sinnvoll zu planen und auszuführen. Aufmerksamkeitsprobleme, schwierige Verhaltensweisen, große Unruhe und auffälliges Spielverhalten sind dann schnell die Folge.
Das Hauptprinzip von TEACCH beruht darauf, die Lebensumwelt des beeinträchtigten Menschen zu strukturieren, damit Wahrnehmungen aus der Umgebung und Situationen für sie einen Sinn bekommen und besser verstanden werden können. Über die Strukturierung wird die Aufmerksamkeit auf relevante Dinge gelenkt, so dass der Betroffene Zusammenhänge erkennt und sinnvoll handeln kann.
Der große Vorteil des dabei verwendeten Materials liegt darin, dass die Aufgaben schnell und billig aus Alltags- oder Abfallmaterialien selbst hergestellt werden können. Hier kommen Lockenwickler bei Steckaufgaben oder Haargummis zum Auffädeln auf Küchenrollen zum Einsatz. Das kindgerechte Material hat einen hohen Aufforderungscharakter und motiviert selbst „spielfaule“ oder unkonzentrierte Kinder. Dabei können die Anforderungen ganz individuell an den Entwicklungsstand des Kindes angepasst werden.
Die spielerischen Aufgaben sind für alle Kinder sehr ansprechend und können schon nach kurzer Zeit selbständig ausgeführt werden. Dadurch erleben viele Kinder erstmals, dass sie etwas selbständig schaffen können und haben ganz schnell endlich langersehnte Erfolgserlebnisse. Stolz und motiviert trauen sie sich in der Folge bald an neue Aufgaben und Anforderungen heran.
Die Übersichtlichkeit der Aufgaben einschließlich dem schnellen und gut erkennbaren Ende stärkt und motiviert zu weiterem Lernen und Handeln, schafft Vertrauen in das eigene Können.

Teacch Workshop 2016
Teacch Workshop 2016
 

Auf dem Workshop hatten die pädagogischen Fachkräfte aus Kitas und Eltern die Möglichkeit, zunächst einen Einblick in den Förderansatz zu bekommen, dann aber auch in dem reichhaltigen Bestand der Frühförderstelle zu stöbern und sich dort Anregungen und Ideen mitzunehmen. Nicht zuletzt durfte anschließend auch gleich selbst gebastelt und gestaltet werden, so dass sicher die ersten Kinder schon in der folgenden Woche spannende neue Anregungen erhielten.

 
 
 
 

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